Die Romane von Martin Suter sind immer süffig geschrieben und haben meistens einen unerwarteten Twist gegen Ende des Buches. Melody ist nicht sein stärkstes Werk, unvergessen bleibt mir sein Erstling Small World. Melody handelt vom Erzählen und Erinnern, von Wahrheit und Fiktion und einer unsterblichen Liebe. Ich bespreche es hier, da es zentral um das Ordnen, Aufräumen und Entsorgen von Dokumenten eines langen Lebens geht.
Ein todkranker Alt-Nationalrat beauftragt einen jungen Anwalt, der Nachwelt eine beschönigte Version seines Lebens zu überliefern. Er nennt das nicht Geschichtsfälschung sondern Geschichtsgewichtung… Der Anwalt arbeitet sich durch ein Zimmer voller Ordner mit völlig ungeordneten Dokumenten. Um einen Überblick zu erhalten, beschriftet er eine Kiste für jedes Jahr und wirft die Dokumente vom betreffenden Jahr einfach hinein. Sein Ziel wäre es, alles nach Monat und schliesslich nach Tagen geordnet wieder abzulegen. Abgelenkt wird er regelmässig durch alte Fotos und spannende Zeitungsartikel. Das kommt sicher vielen Leserinnen und Lesern bekannt vor… Wegen der Beschönigung der Biografie wird ein Grossteil der alten Dokumente sowieso geschreddert, da es eigentlich nur um die unerfüllte Liebe geht, deren Geschichte sich aber zum Schluss ganz anders präsentiert, als sie uns der alte Mann erzählt hat.